Weltraum
WIEN'S MONDASTRONOMEN UND DER ERSTE BEMANNTE MONDFLUG
Ein kurzer historischer Hinweis
Der Leiter der Universitätssternwarte Wien, Prof. Dr. Josef Hopmann, rief mich in meiner Eigenschaft als Weltraumkommentator des Österreichischen Fernsehens im Jahre 1968 an und machte mir bitterste Vorwürfe, dass ich einem solchen verrückten Projekt, wie es die Mondlandung darstellte, mein ärztliches Wissen zur Verfügung stelle und die amerikanische Apollo-Mission sogar noch im Rundfunk und Fernsehen propagiere.
Er habe als Astronom sein ganzes Leben der Mondforschung gewidmet und sage mir voraus, dass die Apollo-Mission scheitern würde. Die armen amerikanischen Mondastronauten würden bei der Landung auf dem Mond umkommen.
Auch der Ordinarius für Theoretische Physik an der Wiener Universität, Prof. Thirring, wettete 1.000 Dollar auf das Scheitern der Mondlandung (die er später ehrlich bezahlte).
Auf meine verschiedenen Einwände erklärte Prof. Hopmann, dass nach seinen sehr persönlichen Forschungen die Höhe des Mondstaubes an der Landestelle circa 30 Meter betragen müsste. Das Mondlandefahrzeug LEM würde in diesen grundlosen Monddünen hoffnungslos versinken. An einen Wiederstart sei nicht zu denken.
Prof. Hopmann brachte mich dadurch auf den Gedanken zu überlegen, was geschehen würde, wenn der Start der Oberstufe des LEM mit der Rückkehr der Mondastronauten zum mondumkreisenden Apolloschiff missglückte.
Ich schrieb darüber sogar ein Theaterstück und gab es dem damaligen, sehr bekannten Direktor des Wiener Volkstheaters, Leon Epp, zur Begutachtung und eventuellen Aufführung. Außerdem erkundigte ich mich vorsichtig bei der NASA, welche Pläne bestünden, die verunglückten Astronauten von der Mondoberfläche zu retten. Mir wurde erklärt, dass der Start eines zweiten Apolloschiffes zur Rettung der Astronauten nicht vorgesehen sei, weil dies in jedem Fall unmöglich wäre. Soweit Pläne vorhanden waren, wollte man den Astronauten von der Erde aus helfen und sie mit Befehlen ständig beschäftigen, bis der Tod aus Mangel an Sauerstoff eintreten würde (angeblich ein nicht sehr grausamer Tod). Keiner der befreundeten und mir bekannten Astronautenärzte wollte aber mir gegenüber diese Aussagen offiziell bestätigen. Zum Glück ist dieser Unglückfsfall nie eingetreten, daher wurde mein Theaterstück auch nie aufgeführt.
Zur völligen Überraschung Prof. Hopmanns betrug die Höhe des Mondstaubes am Landungsort nicht 30 Meter, sondern nur 30 Zentimeter und der Start von der Mondoberfläche ohne Bodenpersonal glückte einwandfrei.
Durch unsere intensiven Gespräche entstand eine herzliche Freundschaft zwischen Prof. Hopmann und mir.
Bei der Apollo 8-Mission ersuchte ich jüngere befreundete Astronomen zu mir ins Fernsehstudio zu kommen und die jeweils in geringer Höhe überflogenen Krater der Vorderseite zu identifizieren und zu benennen. Dieser mein Vorschlag wurde aber von den Mondastronomen als zu riskant abgelehnt. Ich war dadurch gezwungen, das Problem selbst zu lösen und zu meiner großen Überraschung stellte mir Herr Prof. Hopmann alle seine offiziellen und privaten Mondkarten und Mondskizzen zur Verfügung.
Von der NASA erhielt ich die genaue Flugbahn des Apollo 8-Raumschiffes. Dadurch gelang es mir, bei den Mondumkreisungen der Apollo 8-Besatzung zuerst die markantesten Krater zu erkennen und später auch die kleineren Krater zu identifizieren und ihre Namen anzugeben. Unser Millionenpublikum an den Fernsehapparaten machte sich aber keine Vorstellung, wie viel Mühe und wie viel Verantwortung diese Namensgebung für uns Wissenschaftler bedeutet hatte. Wir hätten uns sehr leicht international lächerlich machen können.
Später bestätigten mir befreundete Astronomen, dass wir uns in keinem Einzelfall bei der Benennung geirrt hatten.