Die Mondlandung
Ab 1965 holte das Österreichische Fernsehen den anerkannten Fachmann Prof. Dr. Pichler als Kommentator. Höhepunkt war dann die ununterbrochene Liveberichterstattung über die erste Landung von drei amerikanischen Astronauten auf dem Mond. Mit einem ORF-Team kommentierte er über 28 Stunden lang das Geschehen und wurde damit zum österreichischen TV-Star. Wenige Tage danach erschien Prof. Dr. Pichlers Weltbestseller "Die Mondlandung - Der Menschheit größtes Abenteuer".
Das Buch erschien 1969 im Molden-Verlag unter Mitwirkung von Pater Kaiser und Josef Pointner. Die Einleitung verfasste Wernher von Braun, mit dem Prof. Dr. Pichler in der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, zusammengearbeitet hat.
ZUM GELEIT
Wernher von Braun
Ein bedeutungsvoller, spannungsgeladener, historischer Moment stand uns in diesem Sommer der siebenten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts bevor. Der uralte Traum der Menschheit, der Flug zu einem anderen Himmelskörper, sollte Wirklichkeit werden. Ausgestattet mit dem Rüstzeug der modernen Technik und Wissenschaft, die in den letzten Jahrzehnten bereits grundlegende Wandlungen auf dem Boden seines Heimatplaneten vollzogen haben, beginnt der Mensch das faszinierendste Abenteuer der Weltgeschichte, die direkte, persönliche Inspektion und Erkundung des Mondes.
Der Flug zum Mond wurde geplant und vorbereitet durch ein fast vierhunderttausend Personen umfassendes Team von Ingenieuren und Wissenschaftlern und den zu ihrer Unterstützung aus fast allen Gebieten beruflicher Betätigung herangezogenen Fachkräfte. Für den Transport wurden die gewaltige Saturn-5Rakete und das mit den raffiniertesten Einrichtungen und Instrumenten versehene Apollo-Raumschiff entwickelt. "Überwacht durch ein über den ganzen Erdball verteiltes Netz von Bodenstationen und in ständiger Verbindung mit ihren Kameraden im Mission Control Center in Houston, Texas: so begannen die Mondpioniere ihren Flug zur ersten Landung auf dem Mond.
Ähnlich wie bei der in früheren Dekaden begonnenen Erkundung der Arktis und Antarktis, ist auch die Erkundung des Mondes nicht getragen und beseelt von dem Gedanken einer territorialen Besetzung oder Beherrschung fremder Gebiete. Der Flug zum Mond erfolgt im Geiste friedlicher wissenschaftlicher Forschung und der Ausdehnung des menschlichen Betätigungsfeldes. Der erste Astronaut, der den Mond betrat, war Exponent der ganzen Welt, ein Vertreter aller Nationen. Er erfüllte seine Mission als Symbol menschlichen Unternehmungsgeistes und Forschungsdranges, ehrgeiziger Zielsetzung, aber auch reibungsloser Zusammenarbeit in größtem Maßstab.
Das Ziel der Erkundungsmission war es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln und unsere technischen Erfahrungen zu bereichern. Darüber hinaus aber wird uns der Flug in die Fernen des Weltraums auch neue Perspektiven öffnen und einen neuen Blick auf unsere gute alte Erde vermitteln. Sein Gelingen schließt die Hoffnung und Aussicht mit ein, das entwickelte Rüstzeug der Technik und Wissenschaft in zielbewusster Planung auch für andere Gemeinschaftsaufgaben zum Wohle aller Erdbewohner einzusetzen.
Für die Raumfahrt selbst ist die Landung der Apollo-11Besatzung auf dem Mond lediglich ein Anfang. Der Errichtung des ersten Brückenkopfes auf einer anderen Welt werden weitere Mondexpeditionen folgen. Nachdem sich Methodik und Gerät des Apollo-Programms in so phänomenaler Weise bewährt haben, wird es uns möglich sein, für die weiteren Mondflüge geologisch interessante Landestellen zu wählen sowie bereits in der Entwicklung befindliche Mondfahrzeuge zur Mondoberfläche zu entsenden und damit den Aktionsbereich später folgender Apollo-Besatzungen, die auch Wissenschaftler-Astronauten einschließen werden, zu erweitern. Wir sind dabei, Module einer größeren Raumstation zu planen und so auszulegen, dass sie gleichzeitig als Mondunterkunft für spätere Mondreisende dienen können, und hoffen, in einigen Jahren auch den Planeten Mars mit bemannten Raumschiffen zu erreichen.
Der Homo sapiens des 20. Jahrhunderts, der mit der ersten Landung auf dem Mond eine Evolution herbeigeführt hat, die mit dem Zug des Lebens vom Wasser auf das Festland verglichen wurde, hat gegenüber den primitiven Lebewesen der Urzeit den Vorteil seines hoch entwickelten Verstandes und seiner technischen und wissenschaftlichen Hilfsmittel. Er konnte in einer Dekade einen Entwicklungsprozess vollziehen, was in den historischen Entwicklungsprozessen der Natur Millionen von Jahren erforderte. In seiner neuen Anpassungsfähigkeit an äußere Lebensbedingungen, für die er nicht geschaffen wurde, ist der Mensch nunmehr in der Lage, sein Tätigkeitsgebiet auch auf andere Himmelskörper auszudehnen.
Huntsville, Alabama, Juli 1969